Das Schauspielhaus von 1902 wiederaufzubauen hält Martin Kliehm, Vorsitzender und Kulturpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE. im Römer, für abwegig. „Die derzeitige Architektur des Schauspiels steht für Offenheit und Transparenz in der Kultur. Die große Glasfront und der Blechdosenhimmel sind den Frankfurterinnen und Frankfurtern ans Herz gewachsen. Der Magistrat wäre gut beraten, einen Nachbau aus der Kaiserzeit ungeprüft zu verwerfen“, erklärt Kliehm.
Eine Diskussion über die Zukunft des Schauspiels hält er für unvermeidbar. „Fakt ist: die Städtischen Bühnen müssen saniert werden. Wie viel das kosten wird und welche Alternativen bestehen, darüber muss diskutiert werden. Und zwar mit allen Betroffenen!“, sagt Kliehm und weist darauf hin, dass das Kostengutachten bislang nicht öffentlich ist. „Peter Feldmann und Uwe Becker sind nicht für ihre Nähe zur Kultur bekannt. Sie hätten zuerst mit den Intendanten Oliver Reese, Anselm Weber und Bernd Loebe sprechen müssen, deren Planungen für die nächsten beiden Spielzeiten nicht einfach in eine Ersatzspielstätte verpflanzt werden können.“
Aus Sicht der Linksfraktion sind besonders die Arbeitnehmerrechte wichtig. „Auch im Interesse der Beschäftigten ist es unerlässlich, den störungsfreien Betrieb von Oper und Schauspiel während der Sanierungs- oder Neubauphase sicher zu stellen. Jede Entscheidung wird sie unmittelbar betreffen. Dort arbeiten über tausend hochqualifizierte Menschen, deren Weiterbeschäftigung unter guten Arbeitsbedingungen sichergestellt sein muss.“
Den Vorschlag, Oper und Schauspiel auf das Areal des Alten Polizeipräsidiums umzusiedeln, hält Kliehm für wenig durchdacht. „Der Platz der Republik ist kein Platz mit Aufenthaltsqualität. Ohnehin wird für das Alte Polizeipräsidium gerade ein neuer Bebauungsplan aufgestellt, der dort kleinere Wohntürme erlauben soll. Die Städtischen Bühnen am Kulturcampus Bockenheim anzusiedeln hätte Charme. Darüber könnte man nachdenken. Aber der bisherige Standort darf nicht zum Spekulationsobjekt werden. Das ist öffentlicher Raum in den Wallanlagen, da darf nicht einfach ein privater Wolkenkratzer hingepflanzt werden. Er muss öffentlich bleiben! Dann müsste dort wieder etwas entstehen, das allen Frankfurterinnen und Frankfurtern zu Gute kommt. Also lassen wir die Städtischen Bühnen doch gleich da!“, schmunzelt Kliehm.