Der Frühling kommt ganz bestimmt:

Der Magistrat sitzt die soziale Kälte in Frankfurt aus

Die B-Ebene der Hauptwache dient für obdachlose Menschen in den Wintermonaten als Zufluchtsort.

Ãœber die Winterzeit hinweg schlagen jede Nacht Menschen ihr Notlager in der B-Ebene der Hauptwache auf. Sie wollen sich vor Kälte schützen und nicht im Freien nächtigen müssen. Die Stadt und die Bahn AG erlauben ihnen dies zwischen 22 Uhr und 6 Uhr morgens. Um 6 Uhr müssen sie die B-Ebene wieder räumen, damit die Spuren beseitigt werden können und der alltägliche Betrieb ungestört stattfinden kann. Die Allgemeinheit soll von dieser Situation nichts mitbekommen, deswegen werden die Obdachlosen „rechtzeitig“ in die Kälte getrieben. Ihnen steht zwar die Möglichkeit offen, die Angebote der Tagesstätten der Wohnungslosenhilfe zu nutzen. Diese öffnen aber erst ab 8 Uhr. Innerhalb dieser zwei Stunden müssen sie in der Kälte ausharren.

DIE LINKE. im Römer fragte in der Plenarsitzung am 26. Januar danach, wie viele Menschen davon betroffen seien. Der Magistrat nannte keine Zahlen, sondern verwies darauf, dass er „… mit verschiedenen Trägern der freien Wohlfahrtspflege in Kontakt [stehe], um eine Betreuung in dieser Zeit anbieten zu können.“

Astrid Buchheim, sozialpolitische Sprecherin der Fraktion, findet diese Antwort mehr als unbefriedigend. „Seit Jahren greift die Stadt Frankfurt über die Wintermonate auf die B-Ebene als Notlösung zur nächtlichen Unterbringung von Obdachlosen zurück. Und seit Jahren bestehen dieselben Probleme, die mit dieser menschenunwürdigen Unterbringung einhergehen. Der Magistrat bestätigt mit dieser Antwort, dass er das Problem auch diesen Winter aussitzen will. Die Gespräche mit den freien Trägern hätten schon lange zu einem Ergebnis führen können, wenn der politische Wille dagewesen wäre“, kritisiert sie das Vorgehen.

In der Zwischenzeit rät der Magistrat, dass sich die Obdachlosen „… wie alle anderen Passanten in der B-Ebene aufhalten“ könnten. „Das ist zynisch. In der Hausordnung der Deutschen Bahn, der das Gelände gehört, steht, dass das Sitzen auf dem Boden, auf Treppen und Zugängen nicht gestattet sei und Verstöße mit Hausverweis geahndet werden. Sollen die Menschen zwei Stunden lang auf und ab laufen?“ fragt Buchheim.

Die Situation in der B-Ebene war auch Thema beim Ortsbeirat. Hier haben die Mitglieder des Ortsbeirats 1 einem Antrag der LINKEN zugestimmt. Darin wird gefordert, dass ein Angebot für die Zeit von 6 Uhr bis 8 Uhr geschaffen wird. Jetzt soll der Magistrat prüfen und berichten.

„Bis der Bericht des Magistrats da ist, haben wir schon Frühling. Das Problem wird dann bis zum nächsten Winter vertagt. Was wir aber brauchen, ist eine schnelle und unbürokratische Lösung und zwar jetzt“, fordert Buchheim.

 

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