Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:
- Die Stadt Frankfurt am Main baut oder bezuschusst keine Kunstrasenplätze mehr, die mit Kunststoffgranulaten verfüllt werden.
- In aktuell laufenden Vergabeverfahren zum Bau von Kunstrasenplätzen wird sichergestellt, dass Kunststoffgranulate nicht zur Verwendung gelangen.
- Der Magistrat prüft und berichtet, wie die bestehenden mit Kunststoffgranulaten verfüllten Plätze unter Aufrechterhaltung des Spielbetriebs saniert werden können, also das Gummigranulat durch Quarzsand oder Kork ersetzt wird.
Begründung:
Die Konsortialstudie „Kunststoffe in der Umwelt: Mikro- und Makroplastik“ des Fraunhofer Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik aus dem vergangenen Jahr hat klargemacht, dass die Verwehung eingestreuten Gummigranulats von Kunstrasenplätzen eine bedeutende Quelle von primärem Mikroplastik ist. In Deutschland seien diese pro Jahr „für geschätzt bis zu 10.000 Tonnen Mikroplastik in der Umwelt“ verantwortlich, berichtete kürzlich der Projektleiter Jürgen Bertling dem Hessischen Rundfunk (hr). Auf jedem Quadratmeter Kunstrasen landeten im Schnitt fünf Kilo Gummigranulat – auf einem ganzen Fußballplatz lägen etwa 35 Tonnen. Das Granulat müsse zudem immer wieder nachgefüllt werden, um Löcher zu stopfen, weil Wind, Regen und Reinigungsmaschinen die Substanz zwischen den Halmen heraus lösen und in Gewässer und auf Felder tragen.
Weiter berichtet der hr, dass die EU-Kommission die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) beauftragt hat, Maßnahmen zu entwickeln, um den Einsatz von Mikroplastik zu verhindern. Die ECHA empfehle ein Verbot der winzigen Plastikpartikel ab 2022. Das Verbot beträfe auch das Kunstrasen-Granulat. Angesprochen auf das auch vom Deutschen Olympischen Sportbund, dem Deutschen Fußballbund wie auch dem Hessischen Fußballbund erwartete Verbot berichtete das Frankfurter Sportamt dem hr, dass es in der Stadt natürlich mehr Kunstrasenplätze gebe als in anderen Gemeinden, man sich ansonsten aber derzeit nicht zu dem Thema äußern wolle.
Das verwundert kaum. Nach Erscheinen der Studie hat die LINKE. im Römer immer wieder auf die Problematik in Frankfurt aufmerksam gemacht und Alternativkonzepte für die zunehmende Zahl an Kunstrasenplätzen eingefordert. Die zuständigen Dezernenten, Stadträtin Heilig von den Grünen und Stadtrat Frank von der CDU, haben stets abgewiegelt. Aus der F 1473 aus 2018 ist allerdings bekannt, dass die Stadt Frankfurt am Main über 60 ungedeckte Sportanlagen verwaltet. Stand September 2018 befanden sich darunter 43 Kunstrasenplätze. Bei 39 dieser Kunstrasenplätze handelte es sich um mit Sand-Gummigranulat verfüllte Plätze. Das verwendete Granulat ist im circa vier Zentimeter hohen Rasenfloor eingearbeitet. Durch die regelmäßige intensive Nutzung der Plätze gelangt das Gummigranulat oberflächlich auf die Faser. Wird es dann nicht unmittelbar wieder eingebürstet oder bei trockener Witterung befeuchtet, tritt es aus dem Kunstrasensystem aus und verweht in die Umwelt.
Um das zu verhindern könnten das Sport- und das Grünflächenamt statt des Gummis auch Quarzsand oder Kork verwenden, auf einem Teil der Plätze kommen die Materialien wohl schon jetzt zum Einsatz. Um zu verhindern, dass bereits gestreutes Granulat in Böden und Flüsse gelangt, müssten die Plätze komplett umgerüstet werden.
DIE LINKE. im Römer
Dominike Pauli und Martin Kliehm
Fraktionsvorsitzende
Antragstellende:
Stv. Ayse Dalhoff
Stv. Dominike Pauli
Stv. Eyup Yilmaz
Stv. Martin Kliehm
Stv. Merve Ayyildiz
Stv. Michael Müller
Stv. Monika Christann
Stv. Pearl Hahn