Aktivist*innen der Initiative „Social Hub“ haben am Samstag die alte Brotfabrik am Hülya-Platz in Bockenheim besetzt, besser bekannt als „Altes Tibethaus“. Eyup Yilmaz, wohnungspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE. im Römer, kommentiert: „Bockenheim braucht ein soziales Nachbarschaftszentrum. Das Gebäude steht seit Längerem leer und die jetzige Nutzung zeigt, dass Interesse und viele Ideen im Stadtteil bestehen. Die Besetzung richtet sich auch gegen Gentrifizierung und den Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Die Stadt muss diese Anliegen ernst nehmen und endlich etwas gegen steigende Mieten und Verdrängung der Bevölkerung tun!“
Hans-Jürgen Hammelmann, für die LINKE im Ortsbeirat 2, in dessen Gebiet das Alte Tibethaus mit der Adresse Kaufunger Straße 4/Friesengasse 13 liegt: „Das Gebäude liegt im Gebiet der Erhaltungssatzung Bockenheim. Es ist als Backhaus bekannt, weil es tatsächlich als Brotfabrik genutzt wurde. Das Ensemble ist aus historischen Gründen schützenswert und sollte unter Denkmalschutz stehen. Das werden wir in der nächsten Sitzung des Ortsbeirats beantragen. Es ist ein historischer Wert für den Stadtteil, der bei den Verkäufen in den letzten Jahren nie mitbedacht wurde. Während die Investoren über Luxuswohnungen fantasieren, zeigen die Bürger*innen wie eine sinnvolle Nutzung aussieht.“
Das Gebäude war schon länger Teil einer Auseinandersetzung: Im Mai 2017 hatte die Stadt die öffentliche Grünfläche vor dem Eingang zum Backhaus an einen Investor verkaufen wollen. Der Investor wollte mehr Platz, um einen fünfgeschossigen Wohnungsbau zu errichten. Der Verkauf dieser städtischen Fläche wurde durch öffentlichen Druck im Februar 2018 abgewendet. DIE LINKE forderte daraufhin die Stadt auf, das Areal Kaufunger Straße 4/Friesengasse 13 zu kaufen und als öffentliches Eigentum gemeinnützig weiter zu führen. Dieser Vorschlag wurde von der Koalition von CDU, SPD und Grünen abgelehnt. Im September 2018 hieß es dann, dass weitere Beratungen über eine Baugenehmigung andauern und die Gewerbefläche gegebenenfalls zu Wohnen umgewidmet werden soll. Auf Anfrage der LINKEN teilte der Magistrat im September 2018 mit, dass ein neuer Investor das Grundstück gekauft habe und wiederum über eine Umwidmung zu Wohnraum nachdenke.
Yilmaz meint: „Am Weiterverkauf verdient jedes Mal ein Investor. Die Bevölkerung hat nichts davon. Deshalb fordere ich die Stadt auf, das Areal endlich selbst zu kaufen und einer sozialen und kulturellen Nutzung, wie sie jetzt praktiziert wird, Raum zu geben. Von einer Räumung muss unbedingt abgesehen werden!“
Im Alten Tibethaus finden zurzeit Hausführungen, eine Kunstausstellung und Workshops sowie Seminare statt. #BackhausBleibt