Gedenkbuch für die Frankfurter Opfer des Nationalsozialismus

Antrag der Fraktion DIE LINKE. im Römer

Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:

Die Stadt Frankfurt am Main gibt in Kooperation mit einem geeigneten Frankfurter Verlag ein Gedenkbuch für die Frankfurter Opfer der NS-Gewaltherrschaft heraus.

Inhalte der Monografie könnten sein:

  • Eine Liste aller nach aktuellem Forschungsstand bekannten Namen der Frankfurter Opfer des Nationalsozialismus
  • Jüdisches Leben in Frankfurt am Main seit der Gründerkrise, in der Weimarer Republik und unter dem Nationalsozialismus
  • Die NSDAP in Frankfurt auf dem Weg zur Macht
  • Der Mythos von der Passivität: Abwehrkampf und Selbstschutz gegen Antisemitismus und Nationalsozialismus in der Weimarer Republik, insbesondere durch die Jüdische Gemeinde selbst, den Central-Verein deutscher Staatsbürger Jüdischen Glaubens (CV), den Reichsbund jüdischer Frontsoldaten (RjF und AW), den Jüdischen Abwehr Dienst (JAD), den Verein zur Abwehr des Antisemitismus (VAA), das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, den Roten Frontkämpferbund (RFB) und Gewerkschaften
  • Nationalsozialismus in Frankfurt am Main zwischen 1933 und 1945: Auswirkungen der Sondergesetze auf Jüdinnen und Juden sowie weitere Opfergruppen wie Sinti und Roma, Homosexuelle, Menschen mit Behinderungen, politische Gegner*innen und religiöse Gruppen; Tätergruppen; Namen der Haupttäter*innen; die Beteiligung von Polizei, Stadtverwaltung, Gesundheitsamt und Presse; Hitler in Frankfurt 1930, 1933, 1938.
  • Flucht, Verfolgung und Widerstand in Frankfurt am Main zwischen 1933 und 1945
  • Die Tätigkeit Jüdischer Selbsthilfeorganisationen in Frankfurt am Main
  • Der Boykott gegen jüdische Geschäfte in Frankfurt am Main
  • Die Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 und die Gleichschaltung der Universität
  • Die Abschiebung nach Polen am 28. Oktober 1938
  • Die Novemberpogrome in Frankfurt am Main
  • Die Kindertransporte aus Frankfurt am Main
  • Die Deportationen aus Frankfurt am Main
  • Zwangsarbeit und Konzentrationslager in Frankfurt am Main
  • Ausgewählte Schicksale, Zeitzeugenberichte, Fotos
  • Die Befreiung vom Nationalsozialismus
  • Jüdisches Leben in Frankfurt nach 1945
  • (Dis-)Kontinuitäten nach 1945
  • Die Auschwitz-Prozesse

Die Arbeit an der Erstellung des Gedenkbuchs ist ausreichend finanziell auszustatten, so dass eine Veröffentlichung spätestens bis 2023, 90 Jahre nach der Machtergreifung bzw. 85 Jahre nach den Novemberpogromen, gewährleistet ist.

Begründung:

Es gibt zahlreiche Studien und Einzelpublikationen zu den oben genannten Themen, jedoch anders als in anderen Städten keine in einer Monografie zusammengefasste Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit unserer Stadt.

Andere Städte haben teils sehr früh begonnen, ihre Geschichte aufzuarbeiten und ein würdiges Andenken geschaffen. Als herausragende Beispiele genannt seien Stuttgart (Paul Sauer und Archivdirektion Stuttgart, 1968), Mannheim (Fliedner und Stadtarchiv Mannheim, 1971) oder jüngst Dortmund (Rolf Fischer im Auftrag der Stadt Dortmund, 2015).

Ein Gedenkbuch, das die Opfer würdigt, die Täter benennt und ihre Frankfurter Geschichte zusammenfasst, ist schon lange überfällig.

DIE LINKE. im Römer

Dominike Pauli und Martin Kliehm

Fraktionsvorsitzende

Antragsteller*innen

  • Stadtv. Ayse Dalhoff
  • Stadtv. Dominike Pauli
  • Stadtv. Eyup Yilmaz
  • Stadtv. Martin Kliehm
  • Stadtv. Merve Ayyildiz
  • Stadtv. Michael Müller
  • Stadtv. Monika Christann
  • Stadtv. Pearl Hahn
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