Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig hat die Untersuchungsergebnisse der Stabsstelle Städtische Bühnen präsentiert und plädiert für die kostengünstigste Variante mit nur einer Interimsspielstätte. Demnach würde am Willy-Brandt-Platz ein Neubau nur einer Sparte entstehen, verbunden mit einem weiteren Neubau der anderen Sparte in zentraler Innenstadtlage rund um die Wallanlagen oder am Kulturcampus. Die CDU ließ gestern verlauten, den Standort am ehemaligen TheaterÂplatz gänzlich aufgeben, ihn kommerziell verwerten und dort das Weltkulturen-Museum mit ansiedeln zu wollen. Dazu erklärt Martin Kliehm, kulturpolitischer Sprecher und Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE. im Römer:
„Ich stimme der Kulturdezernentin zu, dass eine Sanierung der Theater-Doppelanlage aufgrund der vorliegenden Untersuchungen nicht sinnvoll ist. Wir brauchen einen Neubau. Dieser sollte am Willy-Brandt-Platz bleiben, dem kulturellen Herzen der Stadt mit exzelÂlenter Verkehrsanbindung für Publikum und Mitarbeiter*innen. Wenn aber ein Neubau als Doppelanlage wirtschaftlich und logistisch große Nachteile bietet, muss ein Teil an einem anderen innenstadtnahen, gut angebundenen Ort gebaut werden, wie dem Kulturcampus. Aufgrund der überregionalen Strahlkraft müssen sich Bund und Land zwingend an dieser finanziellen Herausforderung beteiligen.“
Kliehm widerspricht vehement dem Vorstoß der CDU: „Die CDU stellt sich ins Abseits mit der Idee, die Doppelanlage aus dem Herzen der Stadt zu reißen und an den schlecht angebunden OstÂhafen zu verÂlagern. Die Nutzbarkeit des dortigen Areals ist ungeÂklärt. Und für die Vision eines sich der Stadtgesellschaft öffnenden Hauses mit überregionaler Strahlkraft muss der Standort Willy-Brandt-Platz inmitten der Stadt unbedingt erhalten bleiben! Eine kommerzielle Verwertung schließen wir aus. Die Wallanlagen gehören den Menschen in Frankfurt, nicht den Banken und Spekulanten.“
Auch die Idee, als Alibi das Weltkulturen-Museum anzusiedeln, sei absurd. Kliehm: „In der Spielzeit 2018/2019 hatten die Bühnen mehr als 380.000 Besucher*innen, das Weltkulturen-Museum 2018 lediglich gut 23.000. An diesem zentralen Standort braucht es PublikumsÂmagneten. Mit ihrem gestrigen Vorpreschen zeigt die CDU, wie es die Kulturdezernentin heute trefflich formulierte, nicht nur schlechten Stil in der Debatte. Sie beweist auch, dass sie seit Prof. SemmelÂroth einfach keine Kulturpolitiker*innen von Format mehr hat.“
Jetzt liege es an der Stadtverordnetenversammlung, zeitnah eine Richtungsentscheidung für die Städtischen Bühnen zu treffen, damit Oper und Schauspiel noch in diesem Jahrzehnt neu eröffnet werden können. „Den engagierten Mitarbeiter*innen in der Oper und im SchauÂspiel, die seit vielen Jahren ausgezeichnete Arbeit leisten und viel beachtete Produktionen auf die Beine stellen, ist zu wünschen, dass die Produktionsbedingungen während der Bauzeit erträglich gestaltet werden. Das Ergebnis dieser Entbehrungen muss den künstlerischen, aber auch den Ansprüchen als Arbeitsplatz genügen!“, so Kliehm abschließend.