Die Firma „Allego“ stand im Mittelpunkt des ElektroÂmobilitätsÂkonzepts des Magistrats und sollte in Frankfurt 360 neue Ladesäulen errichten. Nun ist bekannt geworden, dass der groß angekündigte Investor die Notbremse gezogen hat. Dazu erklärt Martin Kliehm, verkehrspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE. im Römer:
„Dem Wirtschaftsdezernenten Markus Frank ist nach dem Desaster mit der MultiÂfunktionshalle ein weiterer Großinvestor abgesprungen. Der Ansatz der CDU, wichtige Infrastruktur privaten Investoren zu überlassen, ist damit ein weiteres Mal gescheitert. Dem Ausbau der E-Mobilität in Frankfurt aber versetzt der Rückzug des Unternehmens einen herben Dämpfer. Frankfurt ist bei der Ladeinfrastruktur im Vergleich zu anderen Großstädten in Deutschland und Europa seit langem im HinterÂtreffen. Sie bewegt sich knapp im dreistelligen Bereich, obwohl schon vor über einem Jahrzehnt mit den Arbeiten an einer UmsetzungsÂstrategie begonnen wurde. Wie der Bedarf an mindesÂtens 800 dringend benötigten Ladepunkten nun zeitnah erfüllt werden soll, ist vollÂkommen offen.“
Auch ein Ladeinfrastruktur-Beauftragter werde an dem peinlichen Istzustand nichts Wesentliches ändern, wenn die Stadt nicht endlich von ihrem schon im Grundsatz falschen Ansatz abkomme, keine eigene Ladeinfrastruktur installieren und betreiben zu wollen, sondern sich nur um die Rahmenbedingungen kommerzieller Anbieter zu kümmern.
„Der Markt regelt das eben nicht! Wenn ein kommerzieller Anbieter das Risiko scheut, dann zieht er halt den Stecker. Auf der Strecke bleibt dann die dringend benötigte Abkehr von klima- und gesundÂheitsschädlichen Verbrenner-Motoren. Das muss Stadtrat Frank eine Lehre sein. In städtische Infrastruktur muss die Stadt selbst investieren. Im Elektromobilitätskonzept 2030 ist klar dargelegt, was es braucht“, so Kliehm.
„Neben Ladestationen für Autos muss es flächendeckend auch solche für E-Bikes und Lastenräder geben“, so Kliehm weiter, „denn Elektroautos sind maximal eine Brückentechnologie. Der Trend geht zum Fahrrad, Elektrobussen und Bahnen. Uns ist nicht geholfen, wenn in zehn Jahren Radwege dann eben von Elektroautos zugeparkt werden.“
Die Stadt dürfe sich vor einer eigenständigen Umsetzung nicht scheuen. Kliehm abschließend: „Angesichts des Klimawandels und einer dringend notwendigen Verkehrswende muss die Stadt mal richtig Geld in die Hand nehmen, wie andere Städte das auch tun. Amsterdam baut in zwei Monaten so viele Ladestationen wie Frankfurt in zehn Jahren! Mit der Mainova hat die Stadt doch Experten, die es für eine schnelle und auf Frankfurt abgestimmte Lösung braucht. Geben wir ihnen das Budget, das eine Stadt wie Frankfurt braucht!“