Plenarsitzung der Stadtverordnetenversammlung am 2. Juli 2020
Fragestunde zu Frage Nr. 2638: Arbeitsbedingungen bei der externen Vergabe an Cateringfirmen
Stadtverordnetenvorsteher Stephan Siegler:
Weitere Wortmeldungen liegen zu dieser Aktuellen Stunde nicht vor. Ich komme damit zur nächsten Aktuellen Stunde zur Frage Nr. 2638, angemeldet von der LINKE.-Fraktion, zum Thema Tönnies und die Kindertagesstätten. Frau Dalhoff, Sie haben das Wort. Bitte schön!
Stadtverordnete Ayse Zora Marie Dalhoff, LINKE.:
Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrte Zuhörerinnen und Zuhörer!
Dass die Stadt Frankfurt am Essen der Kinder in den Kindertagesstätten spart, hat viele Eltern schockiert, ist aber leider die logische Konsequenz daraus, wie die Verpflegung der Kinder hier organisiert ist. Wer per Vergabeverfahren den günstigsten Anbieter wählt, dem scheinen die Arbeitsbedingungen bei der externen Vergabe von Leistungen grundsätzlich egal zu sein. Auch wenn Sie sich auf gesetzliche Bestimmungen berufen, sieht die Realität doch oft anders aus. So beliefert der Caterer Apetito 125 städtische Einrichtungen von Kita Frankfurt. Es landen auch Fleischwaren vom Unternehmen Tönnies auf den Tellern der Kinder. Ein Unternehmen, das seit Jahren für die ausbeuterischen Bedingungen für Mensch und Tier bekannt ist. Tierschutzvereine und Gewerkschaften verurteilen schon lange, dass hier eine Maschinerie entstanden ist, einzig mit dem Ziel, immer mehr Fleisch zu immer billigeren Preise zu verscheuern. Möglich ist dies auch durch die katastrophalen Arbeitsbedingungen in der Fleischverarbeitung. Aber als Ex-Wirtschaftsminister der sogenannten Arbeiterpartei SPD, Herr Gabriel, kann man darüber schon mal hinwegsehen. Alles eine Frage des Geldes, wie man die Tage lesen konnte. Die Stadt Frankfurt darf sich nicht länger an diesem ausbeuterischen System beteiligen. Wir brauchen die Kontrolle darüber zurück, was auf den Tellern der Kinder landet und unter welchen Bedingungen es produziert wurde. Unsere Fraktion bringt seit Jahren hierfür ein Etatantrag ein, der genau dies fordert. Wir wollen wieder städtische Küchenbetriebe als Koordinierungs- und Verwaltungsstelle für eine dezentrale Essenversorgung für Schulen und Kindertagesstätten. So können Leistungen an Frankfurter Träger vergeben werden, die entweder schon eine Großküche haben oder zeitnah eine solche Küche errichten können. Wir fordern Mahlzeiten, bei denen auf genetisch veränderte Lebensmittel verzichtet wird, die aus frischen Waren, aus biologischem Anbau aus dem Rhein-Main-Gebiet bestehen, Minimierung der Lieferzeiten und -wege sowie einen lückenlosen Nachweis der Produktionslebensläufe. Als Gesellschaft muss es uns wichtig sein, was unsere Kinder essen. Kinder haben ein Recht auf ein gesundes Essen und ein Essen, welches nicht unter ausbeuterischen Bedingungen für Tiere und Menschen produziert wird.
(Beifall)
Genau das können wir in unseren Schulen und Kitas für jedes Kind leisten, auch wenn es mehr kostet. Genau das sollte es uns wert sein.
Vielen Dank!
(Beifall)
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