Am Freitag stellte der CDU-Kreisvorsitzende und Liegenschaftsdezernent Jan Schneider in einem Interview in der Frankfurter Rundschau seine Kulturlosigkeit bloß. Martin Kliehm, Fraktionsvorsitzender der Fraktion DIE LINKE. im Römer, kommentiert:
„Es ist ein Affront gegen die Frankfurter*innen, mit den Städtischen Bühnen das Herz der Stadt herauszureißen und in ein Industriegebiet verlagern zu wollen. Anstelle des Herzens soll es in der trostlosen Phantasie des Jan Schneider am Willy-Brandt-Platz ein Behördenzentrum oder Wohngebäude geben. Wahrscheinlich denkt er dabei an die triste Architektur der vertikalen Kanalgitter wie in den angrenzenden Eigentumswohnungen auf dem Degussa-Gelände. Zum Glück ist Schneider nur Verwalter von Liegenschaften und kein Stadtplaner. Das ist, als würde ich vorschlagen, anstelle der Paulskirche Luxuswohnungen auf dem Paulsplatz zu bauen.“
Auch strukturell hat sein Vorschlag Fehler. Kliehm erläutert: „Er möchte nicht nur die optimale Verkehrsanbindung am Willy-Brandt-Platz mit der schwachen Infrastruktur des Osthafens tauschen, sondern er hat auch noch die Dreistigkeit zu behaupten, die Stadt würde die Kontrolle über das Grundstück am Willy-Brandt-Platz behalten, da es ja nur in Erbpacht vergeben werden würde! Im Klartext heißt das: für die nächsten 30 bis 100 Jahre ist das Grundstück weg. Wir sehen ja aktuell, wie schwierig es ist, das Erbpachtgrundstück von Raab-Karcher im Osthafen zurückzubekommen. Der Vorstoß von Schneider dient ausschließlich Wirtschaftsinteressen. Und mit dem Bau einer neuen U-Bahn-Station im Nichts verpufft der angebliche Kostenvorteil.“
Kliehm fährt fort: „Exemplarisch steht der Vorschlag auch für die Zerstrittenheit im Magistrat. Die Koalition ergeht sich in Schuldzuweisungen und Prüfaufträgen, statt effizient zusammenzuarbeiten. Schneider warte auf die Stabsstelle der Städtischen Bühnen. Dabei hat die längst Kostenpläne vorgelegt, nur möchte die CDU eben immer weitere Standorte prüfen, bis ihr das Ergebnis passt. Ein gemeinsamer politischer Wille ist nicht zu erkennen.“
Anders als in der phantasielosen Welt von Jan Schneider bedürfe es Visionen: „Wir müssen uns von der autogerechten Stadt der Sechziger Jahre verabschieden. Wo jetzt eine graue Schlucht mit einer überdimensionierten Rennstrecke für Autos in der Neuen Mainzer Straße ist, kann in Zukunft Lebensqualität mit der Neuen Oper entstehen, mit mehr Grün, Fußwegverbindungen und Radstreifen. Und es muss auch möglich sein, diese Oper zu bauen, ohne große, alte Bäume in der Gallusanlage zu fällen, wie es Umweltdezernentin Heilig bedrohlich ausmalt. Dieses Wahlkampfverhalten in der Koalition ist leicht zu durchschauen und unerträglich, denn es ist nicht im Sinne der Frankfurter*innen, des Publikums und der Beschäftigten der Städtischen Bühnen!“