Am Mittwoch, den 20. Oktober wurden die letzten sechs Familien aus der Geflüchteten-Unterkunft am Alten Flugplatz Bonames verbracht. Dazu erklärt Eyup Yilmaz, wohnungspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE. im Römer:
„Die alte Stadtregierung hatte versprochen, dass alle Menschen vom Alten Flugplatz nach Ablauf der fünf Jahre, in denen die Holzmodule als Übergangsunterbringung genutzt werden durften, in gesicherte Wohnverhältnisse vermittelt werden. Die letzten sechs Familien wurden nun aber in eine Hotel-Notunterkunft verbracht. In Wahrheit ist die betreffende Liegenschaft in der Bleichstraße 16 ein heruntergekommenes Gebäude, in dem die Familien nun zwischen zwei bis sechs Monate bleiben sollen. Für einige von Ihnen ist heute schon klar, dass sie daraufhin in eine weitere Hotel-Notunterkunft weiterziehen müssen. Dann in die Lange Straße 13, also auch wieder in die Nähe des Rotlicht-Viertels am Allerheiligentor und das als Familie mit zwei kleinen Kindern.“
Die Familien hätten in Bonames über mehrere Jahre persönliches Hab und Gut angesammelt, für das in den beengten Wohnverhältnissen in den Notunterkünften kein Platz sei. Ein Depot, eine Abstellkammer oder ein Kellerraum zur Zwischenlagerung sei nicht angeboten worden. Stadtverordnete der Fraktion DIE LINKE. im Römer hätten die Wohnsituation selbst in Augenschein genommen.
„Die anderthalb Zimmer der vierköpfigen Familie steht voll mit Umzugskartons und Grünpflanzen. Es bleibt nur Raum zum Schlafen übrig. Die Kinder haben kaum Platz zum Spielen, die Familie kaum die Möglichkeit zum Essen und Zusammensitzen. Das ist menschenunwürdig“, so Yilmaz. Und weiter: „In Bonames haben die Kinder die Kita besucht. Jetzt in der Innenstadt stehen erstmal keine neuen Kitaplätze zur Verfügung und die unsichere und nicht dauerhafte Wohnsituation erlaubt auch keine Planbarkeit für die Familie. Kinderrechte werden hier mit Füßen getreten. Die Unsicherheit ist für die Familien auch psychologisch eine extreme Herausforderung und schlägt sich in häufigen Erkrankungen nieder. Das alles ist ein Armutszeugnis für die Stadt Frankfurt. Die neue Sozialdezernentin muss hier dringend den zurückgelassenen Scherbenhaufen der ehemaligen Stadträtin der CDU beseitigen.“
Der ganze Vorgang werfe ein grelles Licht auf die unhaltbaren Missstände in der kommunalen Unterbringung von Geflüchteten, aber darüber hinaus auch auf die jahrzehntelangen Verfehlungen im sozialen Wohnungsbau in Frankfurt.
„Notunterkünfte sind zum Geschäftsmodell geraten. Pro Kopf und Nacht zahlt die Stadt Frankfurt unseren Informationen zufolge den Betreibenden 29 Euro. Für eine vierköpfige Familie wie hier kommen da im Monat Kosten von knapp 3.500 Euro zusammen. Wohl rund 8.000 Menschen leben aktuell in Frankfurt immer noch in Not- und Sammelunterkünften, darunter viele Familien mit Kindern, die immer wieder hin- und hergeschoben werden. Im Jahr wendet die Stadt Frankfurt so viele Millionen für die Unterbringung von Geflüchteten und anderen Menschen in Wohnungsnot in menschenunwürdigen und häufig zwielichtigen Wohnverhältnissen auf. Mit diesen Geldern könnte die Stadt in eigener Verantwortung bezahlbaren Wohnraum schaffen. Das Vertrauen auf den privaten Wohnungsmarkt zur Lösung der sozialen Wohnungsnot bricht gerade angesichts der sozialen Schieflage in der Unterbringung von Geflüchteten wie ein Kartenhaus in sich zusammen“, so Yilmaz abschließend.