Das Intermezzo der Fashion Week in Frankfurt war bislang ein teures Unterfangen ohne Nutzen für die Stadt. In den Jahren 2021, 2022 und 2023 sollten laut Magistratsbericht für fünf Modewochen insgesamt 10 Millionen Euro Fördergelder fließen. 6 Millionen Euro aus dem städtischen Etat (60 Prozent davon aus der Tourismusabgabe), 3 Millionen Euro vom Land Hessen und 1 Million Euro von der Messe Frankfurt. Bislang sei der Großteil der Fördergelder noch nicht verausgabt, lässt einer der Geschäftsführer der Messe Frankfurt wissen. Die Wirtschaftsdezernentin Stephanie Wüst spricht davon, dass bislang rund ein Drittel der Fördergelder verausgabt wurden. Wofür genau bleibt im Unklaren. Weitere Details werden unter Verweis auf noch laufende Verträge nicht öffentlich gemacht.
Allerdings hat das Hauptformat der Modewoche, die Messe- und sonstigen Veranstaltungen der Berliner Premium Group, der Stadt schon wieder in Richtung Berlin den Rücken gekehrt. Laut Presseberichten nach lediglich zwei – zumal pandemiebedingt stark reduzierten – statt drei der Messe Frankfurt vertraglich zugesicherten Veranstaltungen.
Bemerkenswerter Weise ist hier nicht von fünf vertraglich zugesicherten Veranstaltungen die Rede, sondern nur von dreien. Aber die Wirtschaftsdezernentin plant das Format ja auch ohne grundlegende konzeptuelle Veränderungen weiterzuführen und weitere städtische Fördergelder auszugeben.
Das kann nur gut begründet und nach Klärung drängender offener Fragen geschehen, denn die durch die Förderung erhofften Stadtentwicklungspotenziale haben sich bislang nicht in erkennbarer Weise eingestellt.
Die Frankfurter Fashion Week sollte eigentlich das weltweite Image und die mediale Präsenz der Stadt verbessern. Sie sollte als attraktiver Bestandteil des Frankfurter Veranstaltungs- und Kulturkalenders etabliert werden. Die Wahrnehmung Frankfurts als deutsche Finanzhauptstadt sollte um das Bild einer international anerkannten Fashion & Lifestyle Metropole mit Business Potenzial erweitert werden. Der Tourismus, der Einzelhandel, der Kultur- und Veranstaltungsbereich in Frankfurt schließlich sollten durch die Dachmarke „Frankfurt Fashion Week“ gestärkt werden und in Summe von rund 200 Millionen Euro wirtschaftlicher Folgewirkungen profitieren.
Ganz im Gegenteil zu den intendierten Wirkungen der Fashion Week hat sie bislang nur eines erreicht: einen massiven Imageschaden für den coronabedingt sowieso schon stark angeschlagenen Messestandort Frankfurt.
Der Magistrat wird vor diesem Hintergrund gebeten, folgende Fragen zu beantworten:
- Welche genaue Fördersumme wurde für die bisher stattgefundenen zwei Modewochen der Frankfurt Fashion Week verausgabt?
- Wie hoch ist daran der Anteil städtischer Fördergelder, wie hoch der Anteil von Landesmitteln und wie hoch der Anteil, den die Messe Frankfurt beigetragen hat?
- Aus welchen Haushaltstiteln wurden die städtischen Fördergelder bereitgestellt und welche Summe und welcher Anteil ist bisher aus Mitteln der Tourismusabgabe bereitgestellt worden?
- Was im Einzelnen wurde mit den Fördergeldern in welcher Höhe finanziert und inwiefern hat die lokale Modewirtschaft und Kreativszene daran einen Anteil bzw. davon profitiert?
- Welche genaue Fördersumme hat die Berliner Premium Group für ihre Premium-Modemessen und Veranstaltungen zur Frankfurter Fashion Week bisher erhalten?
- Entspricht die Fördersumme der vollen Vertragssumme, zu der sich die Stadt Frankfurt, das Land Hessen und die Messe Frankfurt gegenüber der Premium Group verpflichtet haben?
- Wenn nein, in welcher Weise und Höhe wurde das coronabedingt reduzierte Programm der Modewoche in Abzug gebracht und welcher Abzugsbetrag ergibt sich aus dem Umstand, dass die Premium Group entgegen vertraglicher Verpflichtungen nur zwei statt drei Modewochen mitveranstaltet hat?
- Wenn ja, warum wurde die volle Vertragssumme gezahlt, obwohl die Premium Group nur zwei statt der drei vertraglich verpflichtenden Modewochen mitveranstaltet hat?
- Werden die Stadt Frankfurt, das Land Hessen und die Messe Frankfurt in diesem Fall Rückforderung an die Premium Group stellen und wenn ja, in welcher Höhe?
- Wann genau, in welcher Form und von wem hat der Magistrat vom Rückzug der Premium Group von der Frankfurter Fashion Week erfahren?
- Hat der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann den Kontakt zur Parteifreundin und Regierenden Bürgermeisterin der Stadt Berlin, Franziska Giffey, gesucht, um sich über den Fördergelder-Tourismus des Fashion-Week-Formats der Berliner Premium Group zu unterhalten und mit welchem Ergebnis?
- Welche Konsequenzen zieht die Wirtschaftsdezernentin Frau Wüst aus dem vorerst gescheiterten Versuch, in Frankfurt eine international beachtete Fashion Week zu etablieren?
- Welche konzeptionellen Veränderungen ergeben sich aus dem Weggang der Premium-Formate und wie gedenkt der Magistrat, die ursprünglich intendierten Stadtentwicklungspotenziale und wirtschaftlichen Folgewirkungen der Fashion Week noch zu realisieren?
- In welcher Form wird in Zukunft die lokale Modewirtschaft und Kreativszene stärker in die Modewoche eingebunden, auch finanziell?
- Wann und wie sorgt der Magistrat vor dem Hintergrund des Debakels um die Frankfurt Fashion Week für eine umfassende Transparenz über die Mittelvergabe aus den Tourismusbeiträgen?
Anfragesteller/in:
Stv. Michael Müller
DIE LINKE. im Römer
Dominike Pauli und Michael Müller
Fraktionsvorsitzende
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