Rede während der 11. Plenarsitzung am 31. März 2022
Sehr geehrter Herr Vorsteher,
sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ich muss mich noch einmal zu Wort melden, weil ich sehr, sehr erschüttert war über Frau Korenke, was Sie hier für ein Menschenbild an den Tag legen. Das fand ich sehr bedenklich. Sie haben gesagt, dass arme Menschen schlecht organisiert sind. Ich fand diese Aussage äußerst bedenklich.
Ich finde Ihr Menschenbild, das Sie haben, sehr fraglich. Sie stecken Menschen, die weniger Geld haben, in eine Schublade, Sie stigmatisieren diese Menschen und Sie diskriminieren sie. Menschen, die von Armut betroffen sind, sind nicht mit Freude arm oder haben sich Armut gewählt nach dem Motto „Geil, ich lebe vom Staat“ oder „Wie geil ist das denn, ich kann abkassieren“. Ich weiß nicht, was Ihr Menschenbild ist. Hinter jedem Menschen steht eine Geschichte. Menschen haben Schicksale erlitten und so weiter und sind vielleicht deswegen in so einer Situation.
In meiner Tätigkeit als Diplompädagogin, Therapeutin und Erziehungswissenschaftlerin arbeite ich jeden Tag mit solchen Menschen, und die kommen garantiert nicht zu mir und sagen „Mir geht es supergut damit“, sondern es geht ihnen schlecht. Dazu kommt, dass wir uns seit zwei Jahren in der Coronapandemie befinden. Diese Pandemie hat die Armut und die Struktur, die schon da war, noch mehr verschärft. Wir müssen an den Strukturen arbeiten, warum es überhaupt Menschen gibt, die unter Armut aufwachsen müssen. Seit zwei Jahren haben Kinder und Jugendliche in der Pandemie gelitten. Die Eltern haben gelitten. Sie haben womöglich ihren Job verloren oder sind in Kurzarbeit und können sich so etwas nicht leisten.
Ich finde es so was von erschreckend und traurig, dass in diesem Parlament so über Menschen geredet wird, die in Armut lebe