Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:
Der Magistrat setzt sich bei der neuen Hessischen Landesregierung und den zuständigen Landesbehörden dafür ein, dass das Gebäude der ehemaligen Dondorf-Druckerei in der Sophienstraße 1-3 unter Denkmalschutz gestellt wird. Der Bestandsschutz des Gebäudes ist Voraussetzung für künftige Planungen. Ein Abriss ist ausgeschlossen.
Begründung:
Vom 24. Juni bis zum 12. Juli sowie vom 9. bis zum 19. Dezember 2023 wurde die ehemalige Dondorf-Druckerei in Bockenheim besetzt. Zahlreiche Initiativen und Einzelpersonen haben damit ein starkes Zeichen gegen den klimaschädlichen Abriss und für die Anerkennung als Kulturdenkmal gesetzt. Das Gebäude befindet sich im Besitz des Landes Hessen und war von einem Abriss zugunsten eines Neubaus für das Max-Planck-Institut für Empirische Ästhetik (MPIEÄ) bedroht. Aufgrund des enormen öffentlichen Drucks ist das MPIEÄ mittlerweile von den ursprünglichen Planungen abgerückt und ist auf der Suche nach einem alternativen Standort. Das eröffnet neue Möglichkeiten, um das Gebäude nicht nur dauerhaft zu erhalten, sondern auch für eine soziokulturelle Nutzung für alle zu öffnen. Neben zahlreichen Initiativen setzen sich große Teile der Zivilgesellschaft aus Bockenheim, Architects for Future, der Bund Deutscher Architekten, der Städtebaubeirat u.v.m. für den Erhalt des Gebäudes ein. Auch der betreffende Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Kuhwald, Westend) fordert mehrheitlich in einem Antrag den Bestandsschutz (OF664/23). Die historisch wertvolle Druckerei unter Denkmalschutz zu stellen, bietet eine wichtige Grundlage, um den Erhalt des Gebäudes in seiner jetzigen Form für künftige Planungen sicherzustellen.
Der Erhalt ist aus verschiedenen Gründen notwendig. Der geplante Abriss muss aus klimapolitischen Gründen unbedingt verhindert werden. Ein Erhalt spart enorm viel Ressourcen und vermeidet hohe Mengen an Kohlendioxid-Emissionen, welche der Abriss und Neubau verursachen würden. Das Backsteingebäude weist enorm viel graue Energie auf, also im Gebäude gebündelte Energie, die für Bau, Herstellung und Transport aufgewendet wurde und durch einen Abriss einfach zerstört werden würde. Um Klimaschutz wirklich ernst zu nehmen und Klimaziele einzuhalten, muss die Stadt Frankfurt sich endlich vom klimaschädlichen Neubau abwenden und Potenziale des Bauens im Bestand konsequent nutzen. Der Erhalt der Dondorf-Druckerei kann ein Anfang dafür sein.
Bei dem 1890 errichteten Bauwerk handelt es sich um das letzte erhaltene Industriedenkmal Bockenheims. Es ist außerdem ein bedeutendes Zeugnis der jüdischen Geschichte in Frankfurt. Über 130 Jahre hinweg haben das Haus und die jüdische Gründerfamilie sowie die Nachfolger*innen eine wechselhafte Geschichte des innovativen Druckhandwerks und der Verfolgung durch die Nationalsozialisten erlebt. Die Geschichte des Familienbetriebs kann nur für nachfolgende Generationen erhalten bleiben, wenn das Gebäude vor dem Abriss geschützt wird. Ein Abriss gleicht einer weiteren Unsichtbarmachung jüdischer Geschichte in Frankfurt und muss unbedingt verhindert werden. Die Dondorf-Druckerei als eins der wenigen historischen Zeugnisse der Industriegeschichte, die noch existieren, darf nicht einfach aus dem Stadtbild verschwinden.
Angesichts der Klimakatastrophe und des mangelhaften Umgangs mit Erinnerungskultur braucht es einen Paradigmenwechsel im Bereich Bauen. In Zeiten von Demokratie- und Klimakrise ist es fatal, historisch wertvolle Gebäude wie die Dondorf-Druckerei abzureißen, sie endgültig zu zerstören und sich über die vielfältigen Stimmen der Zivilgesellschaft hinwegzusetzen. Die Dondorf-Druckerei hat enorme historische und kulturelle Bedeutung für den Stadtteil und die gesamte Stadt. Sie muss den Denkmalschutz erhalten, damit ein Abriss verhindert wird.
Die ehemalige Dondorf-Druckerei ist ein Geschichtszeugnis mit Erinnerungswert für Frankfurt und darüber hinaus und wird von Wissenschaftler*innen und der Stadtgesellschaft gleichermaßen mit Nachdruck unterstützt. Als eines der letzten industriegeschichtlichen Zeugnisse Bockenheims liegt sein Erhalt im Interesse einer gemeinwohlorientierten Stadtplanung. Es besteht ein anerkennenswertes künstlerisch-architektonisches und wissenschaftlich-historisches Interesse an seiner Bewahrung und seiner Denkmalqualität.
DIE LINKE. im Römer
Dominike Pauli und Michael Müller
Fraktionsvorsitzende
Antragstellende:
Stv. Ayse Dalhoff
Stv. Dominike Pauli
Stv. Daniela Mehler-Würzbach
Stv. Eyup Yilmaz
Stv. Monika Christann
Stv. Michael Müller