Antrag der Fraktion DIE LINKE. im Römer
Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:
Die finanzielle Unterstützung für den Trägerverein der Sommerwerft wird auf 150.000 Euro jährlich erhöht, um so langfristig das Festival zu erhalten und den Betrieb zu sichern.
Begründung:
Das internationale Kultur-, Theater- und Musikfestival Sommerwerft ist eines der kulturellen Leuchttürme in unserer Stadt und gehört zu Frankfurt. Sie findet seit 23 Jahren für insgesamt 17 Tage auf dem Gelände der Weseler Werft statt und erreicht durch ihren barrierefreien Zutritt um die 100.000 Besucher*innen (Werte wurde von der Sicherheitskonzeptfirma ermittelt).
Im Verwendungsnachweis zur letzten Sommerwerft, der auch der Stadt vorliegt, sind aktuell 602.745,57 Euro Ausgaben belegt. Die Kosten für ein Kulturfestival dieser Größenordnung werden weiter steigen. Die Basiskosten, um das Festival in dieser Form und gesellschaftlichen Dimension für Frankfurt zu erhalten, werden laut Schätzung der Veranstalter*innen bei über 600.000,00 Euro (reine Strukturkosten für das Festival, ohne Vor-und Nachbereitung, ohne Übernachtungskosten für mehr als 100 internationale Helfer*innen, ohne Versorgung für Crew, Künstler*innen und ca. 300 Volontär*innen) liegen. Seit vielen Jahren stagniert die Förderung durch die Stadt. Im städtischen Haushalt liegt sie unverändert bei 49.500 Euro.
Diese deutliche Erhöhung aus dem städtischen Haushalt ist ein Schritt in die zukünftige Sicherung, trotzdem müssen die noch fehlenden Mittel zu den 600.000€ aus Landes-, Stadt- und Regionalmitteln sowie Spenden auch weiterhin zur Verfügung gestellt werden.
Frankfurt ist so viel mehr als die international bekannte Finanzmetropole. Frankfurt ist ein Ort vieler Kulturen, eine pulsierende Stadt mit grüner Lunge und lebendigen Alternativen, die parallel und ergänzend zu klassisch-konventionellen Angeboten auch freien Künsten und Initiativen Raum gibt. Ein solcher Raum ist die Sommerwerft, aufgebaut von protagon e.V., zusammen mit dem Künstlerensemble antagon theaterAKTion und weiteren Partner*innen am östlichen Mainufer.
Mit der Sommerwerft hat sich auf dem Gelände der Weseler Werft in Frankfurt am Main seit vielen Jahren ein Leuchtturmprojekt der freien Theaterszene etabliert. Öffentliche Räume wie unser Frankfurter Mainufer sind Orte gesellschaftlicher Teilhabe. Während der Sommerwerft entsteht am Mainufer ein außergewöhnlicher (Theater-)Ort. Hier kommen Menschen zusammen, um gemeinsam Kunst und Kultur zu erleben und an ihr zu partizipieren.
Auf diesem Theaterfestival passieren gesellschaftskritische und emanzipatorische Impulse dort, wo alltäglich Gesellschaft stattfindet – im öffentlichen Raum. Auf der Sommerwerft verabschiedet sich die Theaterkunst von den klassischen Theaterbühnen und wird in den öffentlichen Raum überführt. Zuschauer*in und Künstler*in können in ein neues, anderes Verhältnis treten.
Nach 23 Jahren ist somit etwas Beispielhaftes entstanden, welches in Deutschland und Europa seines Gleichen sucht. Würde man ein vergleichbares Festival regulär – sprich über Agenturen, Hotels, eine bezahlte Organisationsstruktur etc. – organisieren, würde es ein Vielfaches kosten. Die Realisation ist nur durch ein beispielloses Engagement, die Einbindung von hunderten Freiwilligen und einer kosteneffektiven Struktur möglich. Es war nie, ist und wird weiterhin bewusst kein konsumorientiertes Event sein, sondern ohne Einbindung von prominenten Sponsor*innen und ohne Eintritt stattfinden – um möglichst vielen Frankfurter*innen den Zugang zu Kultur zu ermöglichen und an die Tradition von städtischen Veranstaltungen anzuknüpfen.
Dieser Anspruch der Sommerwerft wird auch vom Publikum wahrgenommen, gesehen und wertgeschätzt. Die Organisator*innen entscheiden sich immer wieder für Verzicht und sind damit im Wandel hin zu „Weniger als Mehr“ – als Leuchturmprojekt für den zukünftigen, gesellschaftlichen Wandel.
Es ist Aufgabe der Stadt Frankfurt, dieses Festival durch einen höheren, finanziellen Unterstützungsanteil zu erhalten.