Verschiedene Wohnungsgesellschaften in Frankfurt wollen nach dem Housing-First-Prinzip einzelne Wohnungen obdachlosen Menschen zur Verfügung stellen. Dazu Eyup Yilmaz, wohnungspolitischer Sprecher der Fraktion Die Linke im Römer:
„Obdachlose mit Wohnraum zu versorgen, ist gut und richtig. Allerdings so, wie ‚Housing First‘ in Frankfurt umgesetzt wird, ist es nur reines Blendwerk: Die landeseigene Nassauische Heimstätte (NH) will lediglich vier Wohnungen als Politprojekt zur Verfügung stellen. Der gewinnorientierte Konzern Vonovia hat verkündet, durchschnittlich nur fünf Wohnungen jährlich innerhalb von fünf Jahren bereitzustellen. Außerdem wurde bisher nur eine Wohnung von der öffentlichen Gesellschaft GWH vermittelt. Allen gemein ist: Es werden viel zu wenig Wohnungen für die mindestens 300 Obdachlosen, die auf der Straße leben, zur Verfügung gestellt. Außerdem bleiben wohnungslose Menschen völlig außen vor, denn 9.230 Menschen in Frankfurt leben in Übergangs- und Notunterkünften und werden von ‚Housing First‘ überhaupt nicht berücksichtigt. Es handelt sich eher um eine Marketingstrategie, die das eigene Image aufbessern soll.“
Einerseits wollten die Wohnungskonzerne Obdachlosigkeit bekämpfen, andererseits seien sie mitverantwortlich für diese. Yilmaz kritisiert: „Jedes Jahr setzen sie hunderte Menschen per Zwangsräumung vor die Tür, die oftmals mittelos sind und in Notunterkünften oder sogar auf der Straße landen. Es ist absurd: Menschen verlieren ihre Wohnung durch die NH, Vonovia und Co. und müssen dann darauf hoffen, mit viel Glück irgendwann mal eine Wohnung durch ‚Housing First‘ zu bekommen. Zwangsräumungen und ‚Housing First‘ stehen im offensichtlichen Widerspruch zueinander.“
Yilmaz abschließend: „Wer Wohnungslosigkeit wirklich bekämpfen will, muss nicht nur allen Obdachlosen ein Dach über dem Kopf anbieten, sondern auch endlich die tausenden Menschen aus den Notunterkünften holen und bezahlbaren Wohnraum schaffen. Die wenigen vermittelten obdachlosen Menschen sind noch kein Grund zum Feiern.“