Auf Anfrage der Linksfraktion wurden die Zahlen zu Zwangsräumungen in Frankfurt für 2023 veröffentlicht. Dazu Eyup Yilmaz, wohnungspolitischer Sprecher der Fraktion Die Linke im Römer:
„In Frankfurt wurden 2023 insgesamt 664 Zwangsräumungen ausgesprochen. 404 Zwangsräumungen wurden tatsächlich durchgeführt. Jeden Tag verliert ein Haushalt in Frankfurt das Dach über den Kopf. Für jede fünfte ausgeführte Zwangsräumung ist die städtische Wohnungsgesellschaft ABG Holding verantwortlich. Nach einem Rückgang im Jahr davor ist Frankfurt wieder auf dem gleichen Niveau wie 2020. Das zeigt: Der Umgang dieser Stadt in Bezug auf Zwangsräumungen hat sich in keiner Weise geändert. Menschen werden täglich rücksichtslos auf die Straße oder in die Notunterkünfte gebracht und die ABG trägt einen großen Anteil dazu bei. Weder die Corona-Pandemie noch die Inflations- und Energiekrise, die zu einer Prekarisierung der Wohnverhältnisse führten, haben eine Bewusstseinsänderung gebracht. Zwangsräumungen sind traurigerweise längst zur Normalität geworden. Die Dunkelziffer ist viel höher, da diese Zahlen sich nur auf die Kenntnis des Sozialdezernates beziehen.“
Yilmaz kritisiert: „Zwangsräumungen sind existenzgefährdend. Für viele Menschen folgt auf eine Zwangsräumung die Unterbringung in einer Notunterkunft oder sogar Wohnungslosigkeit. Das ist unmenschlich und muss mit allen Mitteln verhindert werden. Zwangsräumungen als gewaltvollste Form der Verdrängung gehören verboten – in Frankfurt und überall.“
Yilmaz abschließend: „Das Absurde ist doch, dass die Stadt Frankfurt immer wieder bekundet, Wohnungslosigkeit bekämpfen zu wollen und neue Ansätze wie ‚Housing First‛ etablieren will, welches Menschen von der Straße holen soll. Und andererseits lässt die Stadt Frankfurt mittels ihrer eigenen Wohnungsgesellschaften und Stiftungen jedes Jahr Menschen gewaltvoll räumen. Sie ist damit Mitverursacherin von Wohnungslosigkeit. Das ist widersprüchlich und heuchlerisch. Wohnen ist ein Menschenrecht. Die Stadtregierung muss daher jeder Person in Frankfurt würdigen Wohnraum ermöglichen.“