Anfang Juni erschien der von der Linksfraktion jährlich angeforderte Bericht zu Zwangsräumungen in Frankfurt. Dazu erklärt Eyup Yilmaz, wohnungspolitischer Sprecher der Fraktion Die Linke im Römer:
„2023 wurden 664 Zwangsräumungen in Frankfurt ausgesprochen – über die Hälfte davon von Wohnungsbaugesellschaften. 404 Zwangsräumungen wurden tatsächlich durchgeführt – mehr als eine Zwangsräumung am Tag. Das entspricht einer Steigerung von 14,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dass in fast allen Fällen Mietrückstände der Grund für die Zwangsräumung waren, zeigt: Armut und eine hohe Mietbelastung sind die Hauptgründe für den Wohnungsverlust. Die Mieten sind viel zu hoch und stellen ein Existenzrisiko für die Menschen dar. Menschen, die sich ihre Wohnung nicht mehr leisten können, werden durch eine erzwungene Räumung in eine Abwärtsspirale getrieben. Armut wird oftmals doppelt bestraft: Erst mit einer Zwangsräumung, dann mit dem Wohnungsverlust. Wer einmal die eigene Wohnung verliert, hat kaum Chancen eine Neue zu finden.“
Bei 102 Personen war die Wohnungssicherung nicht möglich. Yilmaz kommentiert: „Oftmals werden Betroffene nach einer Zwangsräumung in Wohnheimen, Übergangsunterkünften oder Hotels untergebracht, da es keinen Ersatzwohnraum für sie gibt. Das Erschreckende: Unter den Zwangsgeräumten handelt es sich bei circa einem Fünftel um Familien, darunter 99 minderjährige Kinder. Knapp 100 Kinder haben das Dach über den Kopf und ihre gewohnte Umgebung verloren. Schule, Freund*innen, Vereine, Freizeitorte – das alles geht verloren. Eine Zwangsräumung geht immer mit einer Entwurzelung und Isolation einher. Das hat besonders verheerende Auswirkungen auf Kinder, die sich in der Entwicklungsphase befinden.“
Yilmaz abschließend: „Zwangsräumungen sind unmenschlich und existenzgefährdend. Sie müssen um jeden Preis verhindert werden, angefangen bei den öffentlichen Wohnungsgesellschaften. Zwangsräumungen gehören verboten, aber nicht nur das: Die Mieten müssen sinken, damit man sich die Miete wieder leisten kann und Mietrückstände gar nicht erst auftreten.“