32 Millionen Euro Ausgaben für die Fußball‑Europameisterschaft

Rede in der Stadtverordnetenversammlung

Aktuelle Stunde zur Frage Nr. 2463

 

Herr Vorsteher,

meine sehr geehrten Damen und Herren!

Ich bin glühender Fußballfan und habe 15 Jahre beim TSV Binswangen, am Ende Kreisliganiveau, gespielt. Gerade deshalb ist es mir wichtig, diese vielleicht kritische Rede zu halten. Wir wissen, 32 Millionen Euro geben wir als Stadt Frankfurt für die Fußball‑Europameisterschaft aus. Wir wissen auch, wir tragen als Stadt das komplette finanzielle Risiko. Wir wissen auch, die UEFA profitiert. Für mich und für viele andere ist das kein Fair Play. Hier im Römer und in den Fachausschüssen jedoch gab es fast ausschließlich kritikloses Abfeiern und Sichfreuen über die EM. Ja, aber wo Licht ist, da ist auch Schatten, finde ich. Wie erklären Sie zum Beispiel dem Frankfurter Bäcker, dass es für ihn nicht möglich ist, Europameistersemmeln zu backen? Wie erklären Sie, dass es absolut strikte Vermarktungsrechte der UEFA gibt? Die Lizenzen wurden für Riesensummen an zumeist Großkonzerne verkauft. Wie erklären Sie denn, dass es bei der FIFA oder bei der UEFA jetzt so ist, dass wir in Frankfurt Ãœberwachung fast wie in London bekommen mit möglichst vielen Kameras, die dann nach Wunsch des Frankfurter Polizeipräsidenten auch bleiben sollen? Meiner Meinung nach darf die EM in Frankfurt aber kein Einfallstor zur Ausweitung der öffentlichen Ãœberwachung im öffentlichen Raum sein.

Wie erklären Sie, dass es eigentlich nach Wunsch der UEFA möglichst eine Bannmeile um die Stadien geben soll, möglichst keine politischen Demonstrationen? Auch, dass es Kneipen in Stadionnähe eigentlich nicht erlaubt ist, die Spiele auf Leinwänden zu zeigen? Was wir auch wissen, ist, dass gleichzeitig der Staat einen großen Deal mit der UEFA gemacht hat, dass möglichst viele Steuereinnahmen nicht generiert werden. Man redet von 250 Millionen Euro. Die UEFA handelt nach dem Motto: Wenn ihr die Veranstaltung schon haben wollt, dann, bitte schön, verzichtet auf die Steuereinnahmen. Darüber müssen wir doch reden. Wo ist das Transparenzgebot, wenn Dortmund die Verträge öffentlich macht und Sie sagen, die Verträge sind eh alle identisch? Dann wäre es doch nur gut, wenn bei FragDenStaat auch Frankfurt die Verträge öffentlich macht.

Im Bahnhofsviertel werden jetzt bunte Wegweiser aufgepinselt, die den Leuten den Weg weisen, schön und gut, sie jedoch auch in gewisser Weise fernhalten von den sozialen Realitäten in dieser Stadt, ganz nach dem Motto: Am liebsten Potemkinsche Dörfer im Bahnhofsviertel bauen, das wäre doch gut. Jetzt könnte man sagen, der Markt regelt alles. Ja, und wenn ich was unbedingt haben will, dann muss ich halt auch jeden Preis bezahlen, die Bedingungen akzeptieren. Wenn wir aber diese Politik machen, dann werden internationale Sportverbände wie FIFA und UEFA eben immer recht haben, weil sie alles diktieren können. Von daher, meine sehr geehrten Damen und Herren, bleibt ein fader Beigeschmack bei diesem Millionenspektakel, das von Magistrat und Regierungskoalition viel zu unkritisch betrachtet wurde, ganz im Sinne der UEFA.

Vielen Dank!

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