Rede während der 36. Plenarsitzung am 12. Dezember 2024
Sehr geehrte Frau Stadtverordnetenvorsteherin,
sehr geehrte Damen und Herren!
In Frankfurt leben Tausende Menschen in Notunterkünften, Ãœbergangsunterkünften oder angemieteten Hotels, darunter 2.432 Kinder und Jugendliche. Wissen Sie, was das für die Menschen bedeutet? Die Menschen sind massiv in ihren Rechten eingeschränkt, etwa in ihrem Recht auf Wohnen, ihrem Recht auf Gesundheit und ihrem Recht auf Familienleben. Sie leben auf engstem Raum in Mehrbettzimmern, kochen in Gemeinschaftsküchen und zum Teil stehen dort Duschen und Toiletten, die niemand hier würde benutzen wollen. Sie haben keine richtige Privatsphäre und leiden unter Lärm. All das führt zu Konflikten, Angst und Unsicherheit bei den Menschen. Jetzt stellen Sie sich einmal vor, was das für die Kinder und Jugendlichen bedeutet, die inmitten einer solchen Situation leben müssen, welche Auswirkungen eine solche prekäre Situation auf die kindliche Psyche hat. Die Lage von Kindern und Jugendlichen ist zum Teil unerträglich: kein Raum und kein Platz zum Spielen, keine Rückzugsorte, keine Ruhe, um zu lernen oder um die Hausaufgaben zu machen. Eine kindgerechte Entwicklung ist so auf keinen Fall möglich. Dies ist oftmals keine Ãœbergangssituation, wie es immer kommuniziert wird. Nein, dieser Zustand dauert oftmals Jahre – Jahre, die die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen nachhaltig schädigen. 2.432 Kinder und Jugendliche, die in Notunterkünften leben müssen, das ist nicht nur eine absurd hohe Zahl, dahinter stehen Einzelschicksale. Darunter sind auch viele Kinder, deren Familien von Zwangsräumungen betroffen sind, auch aus Wohnungen der städtischen ABG. Damit sind die Kinder und Jugendlichen die jüngsten Opfer einer jahrzehntelangen völlig verfehlten Wohnungspolitik, in der systematisch bezahlbarer Wohnraum vernichtet wird und wo die städtische Wohnungsbaugesellschaft schon lange ihre Aufgabe vergessen hat, nämlich die Frankfurter Bevölkerung mit bezahlbarem Wohnraum zu versorgen.
Die Kinder und Jugendlichen sind, wie bereits erwähnt, unheimlich vielen Risikofaktoren ausgesetzt und brauchen noch mehr pädagogische und psychologische Unterstützung in dieser Lebenslage. Wie wir von der Dezernentin gehört haben, gibt es bereits unzählige Hilfsangebote. Sie sagen schlussendlich, die Situation sei nicht unzumutbar – doch, das ist sie. Letztendlich trägt die Stadt Frankfurt die Verantwortung für diese Kinder und Jugendlichen. Es liegt an uns, diesen Zustand endlich zu beenden und ihr Recht auf eine angemessene Kindheit und Jugend zu gewährleisten.