Kulturcampus Bockenheim wartet auf die Umsetzung

Rede während der 36. Plenarsitzung am 12. Dezember 2024

 

Werte Frau Vorsteherin,

werte Kolleg:innen!

Der Kulturcampus Bockenheim, einst Vision eines innovativen Quartiers, ist heute, wenn man ihn begeht, ein Ausdruck der politischen Mutlosigkeit und Blockade. 1999 wurde im Kulturvertrag zwischen Stadt und Land festgelegt, dass auf dem ehemaligen Universitätsgelände in Bockenheim ein Raum für Kultur, Wohnen und Gewerbe entstehen soll. Im Juni 2010 stellten die Stadt Frankfurt und das Land Hessen gemeinsam das Projekt Kulturcampus vor. Seit 2011 gibt es Planungsworkshops und Workshops und Workshops. Doch sonst ist nicht allzu viel auf dem Gelände passiert. 14 Jahre später sind Luxuswohnungen und Büros entstanden, es gibt sogar ein Hotel mit Hundewaschplatz. Eine Sozialwohnung allerdings wird man nicht finden, genauso wenig wie gemeinschaftliches und genossenschaftliches Wohnen.

Schon im Jahr 2014 erhielten sechs gemeinschaftliche und genossenschaftliche Projekte den Zuschlag für Flächen auf dem Campus. Wann sie loslegen können, steht aber immer noch nicht fest. Viele Wohnprojekte sind bereits abgesprungen. Kein Wunder, niemand kann jahrelang, jahrzehntelang auf Wohnraum warten. Wie kann man in einer Stadt wie Frankfurt, wo Wohnungsnot herrscht, ein solches Versäumnis rechtfertigen? Von den einst angekündigten Kultureinrichtungen ist bisher keine einzige auf dem Areal zu finden. Viele Jahre haben Stadt und Land in Sachen Kulturcampus nicht an einem Strang gezogen, mehr schlecht als recht zusammengearbeitet, stattdessen haben sie sich gegenseitig für den mangelnden Fortschritt die Schuld zugeschoben. Das langjährige Verfallen und Leerstehenlassen von Gebäuden im Bermudadreieck der Verantwortungslosigkeit sticht ins Auge und bleibt ein Skandal. Es sind viele Initiativen und Konzepte da. Sie warten nur auf die Umsetzung.

Ich möchte noch einmal ausdrücklich den Besetzer:innen der Dondorf-Druckerei und auch der Kunstbibliothek vom UFO-Kollektiv danken, die Druck gemacht haben, damit Leerstand nicht weiter geduldet wird. Ganz ehrlich: Ohne sie wäre es nicht vorangegangen. Nur so konnte ein Abriss mit Blick auf die Dondorf‑Druckerei verhindert werden. Nur so kann jetzt auch eine Zwischennutzung der Kunstbibliothek geplant und angegangen werden. Es ist erfreulich zu hören, was der Planungsdezernent gerade erzählte, dass 2025 was passieren soll. Das ist allemal besser als Leerstand. Doch es bleiben viele Fragen. Viele sind eben schon erwähnt worden: Wird das Juridicum erhalten und in die künftigen Planungen einbezogen werden? Was ist der Plan für die HfMDK? Wie wird die Kunstbibliothek genutzt? Wie weit ist die Übernahme des Studierendenhauses? Es sind noch viele Fragezeichen da und zu beantworten.

Ich möchte noch sagen, Herr Gwechenberger, Marcus, wir mögen natürlich alle Kulturveranstaltungen und alle Beteiligten freuen sich auch immer wieder über eine neue Workshopeinladung, doch ganz ernsthaft: Es muss Schluss sein mit der Planlosigkeit, mit endlosen Workshops, den x-ten Gesprächspausen zwischen Stadt und Land oder Floskeln über konstruktiven Austausch. Die Frankfurter:innen verdienen Entscheidungen, einen verbindlichen Zeitplan, echte Zwischennutzung und eine sozialgerechte Ausrichtung. Es ist Zeit für einen lebendigen Kulturcampus für alle ohne weitere Verzögerung.

Vielen Dank!

Dieser Beitrag wurde unter Dr. Daniela Mehler-Würzbach abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.
Nach oben