Auf Anfrage der Linksfraktion hat die Frankfurter Stadtregierung aktuelle Daten zur Wohnungs- und Obdachlosigkeit veröffentlicht. Dazu erklärt Dominike Pauli, wohnungspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke im Römer:
„Obdachlosigkeit ist politisches Versagen und in Frankfurt leider längst zur Normalität geworden. Über 300 Menschen schlafen derzeit bei lebensgefährlichen Minusgraden auf der Straße. Das ist eine Gefahr für Leib und Seele und unerträglich. Doch Obdachlosigkeit ist nur die Spitze des Eisbergs. In einer wohlhabenden Stadt wie Frankfurt ist es nicht hinnehmbar, dass tausende Menschen in Übergangsunterkünften leben müssen. Fast 10.000 Menschen müssen beengt, ohne Rückzugsmöglichkeit und ohne Perspektive in solchen Unterkünften leben, die längst zur Dauerlösung geworden sind. Dass unter ihnen 60 Prozent Geflüchtete und fast die Hälfte Frauen* sind, zeigt, wie ohnehin ausgegrenzte Gruppen an gesellschaftlicher Teilhabe gehindert werden. Jede*r Mensch verdient ein würdevolles Leben – und das beginnt mit einer eigenen Wohnung.“
Pauli kritisiert: „Die Ankündigung, dass die Stadt weiter an Housing First arbeitet, ist nur ein schwacher Trost. Denn bisher hat Frankfurt nur 27 Menschen auf diese Weise untergebracht. Die Hoffnung obdachloser Menschen, irgendwann in einer eigenen Wohnung zu leben, rückt bei diesem Tempo in weite Ferne. Das zeigt: Housing First geht nicht ohne Wohnungen!“
Pauli abschließend: „Insbesondere die börsennotierte Wohnungsgesellschaft Vonovia hat hier auf ganzer Linie versagt. Sie hat 2021 mit der Stadt vereinbart, 100 Wohnungen für Wohnungslose bereitzustellen, jedoch in über drei Jahren nur 17 Menschen untergebracht. Das ist ein Armutszeugnis. Das zeigt, dass Vonovia keine soziale Verantwortung übernimmt und nur Profitzwecke verfolgt. Deshalb fordern wir als Linke in unserem Antrag, dass die Stadt Frankfurt Wohnungen von der Vonovia zurückkauft und wieder in öffentliche Hand überführt. Nur mit öffentlichen Wohnungen für alle können wir Wohnungslosigkeit bekämpfen.“
Als wohnungslos gelten Menschen ohne eigene Wohnung, also auch jene in Not- und Übergangsunterkünften. Als obdachlos gelten Menschen, die auf der Straße leben müssen.