Der Kiosk85 der Familie Arefi auf der Leipziger Straße wurde zum 31. August 2024 gekündigt. Die Familie betreibt das Geschäft, zu dem auch eine Poststelle gehört, bereits seit 16 Jahren. Dazu erklärt Michael Müller, Vorsitzender der Fraktion Die Linke im Römer:
„Dass sich die Familie Arefi nach 16 Jahren einen neuen Standort suchen soll, ist unbegreiflich. Sie haben sich über Jahre ihre Existenz auf der Leipziger Straße aufgebaut und werden jetzt ohne Angabe von Gründen vor die Tür gesetzt. Das ist leider kein Einzelfall, denn immer mehr alteingesessenes Kleingewerbe wird aus den Stadtteilen verdrängt und durch große Ketten ersetzt. Die Folge: Stadtteile werden aufgrund von Profitinteressen immer gesichtsloser und unpersönlicher. Außerdem werden in den Stadtteilen immer mehr Postfilialen geschlossen. Damit bekommen wir immer größere Nahversorgungsprobleme im Stadtteil.“
Annika Schipper, Mitglied Die Linke im Ortsbeirat 2, kritisiert: „Dass den Kiosk-Betreiber*innen ein Aufschub von wenigen Monaten gewährt wurde, ist nur ein schwacher Trost, wenn die unmittelbare Verdrängung trotzdem bevorsteht. Die Familie ist tief im Viertel verankert, das zeigen nicht zuletzt die 900 Unterschriften, die innerhalb kürzester Zeit gesammelt wurden. Die Zivilgesellschaft setzt damit ein klares Zeichen für Zusammenhalt. Der Kiosk85 ist nicht nur ein Kiosk, er ist Ort der Begegnung im städtischen Raum, an dem sich viele Menschen treffen. Man kennt und stützt sich gegenseitig.“
Hans-Jürgen Hammelmann, Vorsitzender Die Linke im Ortsbeirat 2, weiter: „Es ist fatal, dass es für Gewerbe kaum Kündigungsschutz gibt. Gewerbemietende sind häufig der Willkür ihrer Vermietenden ausgeliefert. Verdrängung und Aufwertung haben wir bereits beim Traditionslokal Heckmeck gesehen. Wir müssen um jeden Preis verhindern, dass der Kiosk85 einem hochpreisigen Geschäft weichen muss und somit ein weiteres Opfer von Gentrifizierung wird. Der Kiosk85 muss bleiben und dafür muss sich die Stadtpolitik einsetzen.“
Müller fordert konkrete Schritte, um Kleingewerbebetriebe zu unterstützen: „Die vielen kleinen Gewerbetreibenden in Frankfurt brauchen einen besseren Kündigungsschutz, den Anspruch auf eine Mindestvertragslaufzeit sowie die Möglichkeit zur Begrenzung von Gewerbemieten (Gewerbemietpreisbremse). Schließlich müssen auch die Instrumente des Milieuschutzes so ausgeweitet werden, dass die Kommunen die Gewerbeentwicklung in unseren Städten und Gemeinden besser steuern können – damit nutzungsgemischte Stadtquartiere erhalten werden können und der soziale Zusammenhalt nicht weiter gefährdet wird.“
Hinweis: Die Unterschriftenliste gegen die Kündigung des Kiosk85 liegen im Kiosk in der Leipziger Straße 85 aus.