Kinder- und Jugendschutz in der Corona-Krise gewährleisten

Durch die Corona-Pandemie wird die häusliche Gewalt gegenüber Kindern und Jugendlichen zunehmen – davon gehen zahlreiche Expert*innen aus. Viele Familien sind durch das erlassene Kontaktverbot, geschlossene Schulen und Kindertagesstätten, Spielplätze und Freizeiteinrichtungen gezwungen sich mit Sorgen und Konflikten auf engem Raum ohne Rückzugsmöglichkeiten auseinanderzusetzen. Dazu Ayse Dalhoff, kinder- und jugendpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE. im Römer:

„Gerade Kinder benötigen in der derzeitigen Situation besondere Unterstützung und Hilfe. Dort wo Familien die Ängste und Unsicherheiten nicht auffangen können oder sich die Situation durch häusliche Gewalt sogar noch verschärft, muss schnelle Hilfe durch Jugendämter oder soziale Einrichtungen erfolgen. Doch genau diese Hilfe wird durch das Kontaktverbot verhindert. Sozialarbeiter*innen, Erzieher*innen oder Lehrer*innen haben keinen direkten Kontakt zu Kindern und Jugendlichen bzw. deren Familien. Auch wenn es jetzt kreative digitale Angebote als Alternativen gibt, ist eine Kindeswohlgefährdung so kaum festzustellen. Dies ist nur durch den persönlichen Kontakt zu den Familien, Kindern und Jugendlichen möglich. Hier bedarf es einer schnellen Lösung, wie etwa die Ausstattung mit Infektionsschutz für Sozialarbeiter*innen, um den Kontakt zu den Familien aufrecht zu erhalten.“

Mit ihrem „Appell aus der Wissenschaft: Mehr Kinderschutz in der Corona-Pandemie“ haben 97 Wissenschaftler*innen einen Aufruf an die Politik gestartet, um in der Corona-Krise Kinder und Jugendliche schützen zu können.

Dazu Dalhoff: „Der Appell enthält viele Punkte, die jetzt umgesetzt werden müssen, um den jüngsten Mitgliedern unserer Gesellschaft in dieser extremen Situation zu helfen und unterstreicht dabei die Bedeutung der Familien- und Jugendhilfe. Diese benötigen den Schutz und die Solidarität, genauso wie all jene, die als besonders schutzbedürftig gelten.“

Den Appell finden Sie hier.

 

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Betten statt B-Ebene und Küchen statt Brötchen

Oberbürgermeister Feldmann sieht freiwilligen Helfer*innen im Bahnhofsviertel dabei zu, wie sie Brötchen und Wasser an obdachlose Menschen verteilen.

„Das ist ein Armutszeugnis der Stadtpolitik!“, findet Eyup Yilmaz, wohnungspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE. im Römer und Mitglied im Ortsbeirat 1: „Statt eine menschenwürdige Form der Wohnraumversorgung für die Menschen zu schaffen, schaut Feldmann dabei zu, wie Freiwillige die Aufgaben übernehmen müssen, für die eigentlich die Stadt verantwortlich ist.“

Denn eigentlich liege es im Aufgabenbereich des Sozialamts, die Menschen in Frankfurt angemessen unterzubringen. Dass die Stadt darin seit Jahren versagt, zeige sich jetzt besonders dramatisch. Yilmaz: „Denn wenn empfohlen wird, drinnen zu bleiben und Geschäfte geschlossen sind, bleiben diejenigen zurück, die kein Zuhause haben. Gesundheitsschutz sieht anders aus!“

Yilmaz: „Die Menschen brauchen Wohnungen – und die gibt es in Frankfurt. Luxuswohnungen und Bürogebäude stehen leer. Außerdem mussten viele Hotels den Betrieb einstellen, weil kaum noch Reisen stattfinden. Auch hier können Menschen untergebracht werden. Obwohl das keine langfristige Form der Unterbringung sein kann, so ist es doch besser als auf der Straße bleiben zu müssen! Die langfristige Devise muss sein: Küchen statt Brötchen und Betten statt B-Ebene! Die Stadt muss dringend handeln. Es gibt genug Betten in Frankfurt.“

Dass die Stadt zum 1. April ein Hotel für obdachlose Menschen mit Krankheitssymptomen geöffnet habe, zeige, dass das grundsätzlich möglich ist. Yilmaz: „Präventiver Gesundheitsschutz sieht allerdings anders aus. Erst eine Wohnmöglichkeit zur Verfügung zu stellen, wenn man schon krank ist, ist keine Lösung!“

Yilmaz abschließend: „Zusätzlich zur Unterbringung muss natürlich die Versorgung der Menschen sichergestellt sein. Auch dabei muss die Stadt dringend handeln. Statt netter Worte brauchen die bestehenden Anlaufstellen finanzielle Zusagen und räumliche und personelle Kapazitäten!“

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Videopodcast: Vermögensabgabe jetzt!

Michael Müller, finanzpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE. im Römer, spricht im aktuellen Videopodcast über die Beteiligung von Vermögenden an der Bewältigung der Krise nach der Corona-Pandemie. Außerdem geht Müller auf den Deal der Deutschen Bank mit der Frankfurter Eintracht ein. Künftig soll das Frankfurter Waldstadion in Deutsche Bank Park umbenannt werden.

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Mobilität in der #Corona-Krise: Keine Ausdünnung des ÖPNV

Der Verkehrsdezernent Klaus Oesterling hat das Ziel ausgegeben, auch während der Corona-Krise ein verlässliches ÖPNV-Angebot sicherzustellen. Gemacht hat er das genaue Gegenteil. Erst galt der Fahrplan wie in den Sommerferien, dann ein verstärkter Sonntagsfahrplan, an dem nochmal nachjustiert werden musste. Dazu erklärt Dominike Pauli, Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE. im Römer:

„Das Lavieren des Verkehrsdezernenten geht zu Lasten der Menschen in dieser Stadt. Deren Freizeitverhalten wurde massiv eingeschränkt, nicht aber die Verpflichtung, weiter arbeiten zu gehen. Daher drängeln sich die Leute, die zu den morgendlichen Stoßzeiten zur Arbeit müssen, in den Bussen und Bahnen und riskieren dabei ihre Gesundheit, weil sie die Abstandsregeln nicht einhalten können. Leute, die in Früh-  und Spätschichten die Grundvoraussetzungen des gesellschaftlichen Lebens aufrecht erhalten, haben gar nicht mehr die Möglichkeit rechtzeitig zur Arbeit zu kommen, da der Nachtverkehr einfach gestrichen wurde. Das ist nicht akzeptabel. Anstatt in Notzeiten Feldversuche zu unternehmen, muss Herr Oesterling kreative Lösungen finden und eine politische Entscheidung für eine Ausweitung des ÖPNV-Angebots treffen, nicht für dessen Ausdünnung.“

Mit Blick auf die Beschäftigten der Verkehrsbetriebe könne in den Schwachlastzeiten die Bedienung reduziert werden, keinesfalls aber in den Stoßzeiten und den Tagesrandstunden. Eine Möglichkeit zur Erweiterung des Verkehrsangebots sehe DIE LINKE. im Römer im Taxiverkehr. „Taxis sind Teil des ÖPNV und müssen in dieser Krisenzeit einen stärkeren öffentlichen Auftrag erhalten. In München wird das Gesundheitspersonal auf dem Weg zur Arbeit und zurück inzwischen kostenlos von Taxiunternehmen befördert. Der dortige Taxiverband stemmt das zunächst auf eigene Rechnung, in der Hoffnung, dass die öffentliche Hand da aber bald Unterstützung signalisiert. Für Frankfurt wünsche ich mir, dass der Verkehrsdezernent auf die Taxiunternehmen zugeht und entsprechende Vereinbarungen trifft. Die Frankfurter Taxibranche ist von der Corona-Pandemie stark getroffen und hat eine Unterstützung durch die Stadt in Form eines öffentlichen Fahrtangebots bitter nötig.“

Dabei dürfe auch nicht nur an systemrelevante Berufsgruppen gedacht werden. Pauli abschließend: „Vor allem ältere Menschen sind in der Corona-Pandemie besonders gefährdet. Viele sind gehbehindert oder anderweitig mobilitätseingeschränkt. Für sie muss es besondere Angebote geben, etwa sich Einkäufe und Medikamente von Taxis bringen zu lassen. Die Stadtregierung muss den Ernst der Lage erkennen und für das Wohlergehen der besonders Gefährdeten Vorsorge tragen.“

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Notfallfonds für Kulturschaffende ist richtig, bleibt hinter den Erwartungen zurück

Die Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig hat für die Kulturschaffenden Frankfurts einen Notfallfonds mit einem Volumen von 200.000 Euro eingerichtet, der die oftmals nicht greifenden staatlichen Hilfen von Bund und Land ergänzen soll. Dazu erklärt Martin Kliehm, Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE. im Römer und deren kulturpolitischer Sprecher:

„Ich bin sehr froh, dass die Kulturdezernentin Wort gehalten hat und die für die Stadt Frankfurt so wichtigen Kulturschaffenden angesichts wegbrechender Einnahmen nicht alleine lässt. Der Notfallfonds ist das richtige Instrument. Das Volumen von gerade einmal 200.000 Euro wird aber der Herausforderung nicht gerecht.“

DIE LINKE. im Römer hatte bereits in der allerletzten Sitzung des Kulturausschusses mit einem Haushaltsantrag eingefordert, die kulturelle Vielfalt dieser Stadt zu sichern. „Wir fordern eine Ausstattung des Notfallfonds mit 5 Millionen Euro. Die Vielzahl an Künstler*innen, Gruppen und Kollektiven, die aufgrund der Corona-Pandemie in eine existenzielle finanzielle Notlage geraten sind, ist schier zu groß als dass alleine eine Umschichtung des Kulturetats ausreichen wird. 200.000 Euro in Tranchen zwischen fünfhundert und fünftausend Euro sind ein Anfang für die freischaffenden Künstler*innen. Aber sie genügen nicht, um die Einnahmeausfälle von Festivals wie der Sommerwerft oder dem Stoffel auszugleichen, dem Lichter Filmfest und der Nippon Connection, von fehlenden Ticketeinahmen in Schauspiel, Oper, Museen und dem Zoo. Und die Rückzahlungspflicht stürzt die Kulturschaffenden in weitere Schulden. Sie muss entfallen“, so Kliehm weiter.

Er appelliere da an die gesamte Stadtregierung, den Ernst und die Dringlichkeit der Lage zu erkennen. Kliehm: „Man kann die Bedeutung der Kulturschaffenden für das Zusammenleben in dieser Stadt nicht genug betonen. Sie unterhalten nicht nur. Sie inspirieren, sie bauen Brücken, sie erweitern den Horizont und zeigen solidarisches, internationales Miteinander. Gerade in Zeiten der Krise, in der gemeinschaftliche Werte mit Egoismen konkurrieren, liberale Errungenschaften mit reaktionären Forderungen, müssen wir gegenhalten. Wenn wir heute die Kulturschaffenden im Stich lassen, werden wir als kulturell verarmte Stadt aus der Krise hervorgehen. Das müssen wir unbedingt vermeiden.“

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DIE LINKE. im Römer fordert Schutzschirm für die Menschen und eine Vermögensabgabe zur Finanzierung der Krise

Die Folgen der Coronavirus-Pandemie werden ein Loch in den Haushalt der Stadt Frankfurt reißen, vor allem weil in den kommenden Monaten mit weniger Steuereinnahmen zu rechnen ist.  Besonders bei der Gewerbesteuer, dem größten Einnahme-Posten im Frankfurter Etat, wird es spürbare Mindereinnahmen geben. Dazu erklärt Michael Müller, finanzpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE. im Römer:

„Auf die Mindereinnahmen darf keinesfalls mit einer Ausgabenreduzierung nach der Rasenmäher-Methode reagiert werden. Das würde vor allem diejenigen treffen, die auf Zuwendungen der Stadt angewiesen sind, wie die freien Theater oder Vereine.“ Um die Folgen der Pandemie für die Menschen in Frankfurt abzufedern, seien für Müller drei Schritte unabdingbar:

„Auf eine Haushaltskonsolidierung muss in Frankfurt verzichtet werden. Um die Handlungsfähigkeit der Stadt zu sichern, müssen notwendige Investitionen auch weiterhin getätigt werden. Es wäre verheerend, diese zu verschieben, denn damit wird die drohende Rezession nur noch verschärft.“

Zweitens war der Frankfurter Haushalt noch nie ein „Wunschkonzert“ und der Spielraum, auf etwaige Leistungen zu verzichten, sei schlicht nicht vorhanden. „Der Kämmerer der Stadt Frankfurt muss sich beim Land und beim Bund dafür einsetzen, dass Frankfurt nicht mit den Folgen der Krise im Stich gelassen wird. Das Land muss einen kommunalen Schutzschirm spannen. Die Städte und Gemeinden sind schließlich nicht das dunkle Kellergeschoss der Demokratie, sondern als Garant der öffentlichen Daseinsvorsorge von großer Bedeutung. Sie wurden viel zu lange durch Kürzungen in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt“, so Müller weiter.

Und drittens werden die Lasten der Krise nur dann solidarisch geschultert, wenn es zu einer Vermögensumverteilung kommt. Müller abschließend: „Die Millionäre und Superreichen sollten durch eine einmalige Vermögensabgabe zur Finanzierung der Folgen der drohenden Rezession herangezogen werden. Der Kämmerer muss sich beim Städte- und Gemeindetag dafür einsetzen, dass es eine ,Corona-Vermögensabgabe‘ gibt.“

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Gewalt in Zeiten von Corona

Nun sind Einige aufgeschreckt: Die ungewohnte zusätzliche Enge zu Hause auf Grund der Corona-Maßnahmen lassen ein Ansteigen der Häuslichen Gewalt befürchten. So wurde es in den letzten Tagen in den Medien thematisiert. Die Frauendezernentin Rosemarie Heilig hatte in einer Sondermeldung auf der Internetseite der Stadt Frankfurt am Main am 23.03.2020 auf die Notfall-Rufnummern mehrerer Frauenhilfsorganisationen hingewiesen. Dazu stellt die Stadtverordnete der Fraktion DIE LINKE. im Römer, Monika Christann, fest:

„Die Bekanntheit der Hilferufnummern ist wichtig. Häusliche Gewalt ist aber kein neues Phänomen, sondern ist in unserer patriarchalen Gesellschaft angelegt, in der Frauen* i.d.R. als Schwächere und dem Mann* Unterlegene angesehen werden.“

Genau diese bisherigen, weit verbreiteten Verhaltensweisen und Traditionen will aber die Konvention des Europarats, die „Istanbul-Konvention“, ändern. Deswegen haben die Staaten des Europarats einmütig 2011 in Istanbul umfangreiche Maßnahmen zur Verhütung und Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt verabschiedet. „Wenn alle  Maßnahmen der Istanbul Konvention umgesetzt würden, kämen wir nach und nach zu einer besseren Gesellschaft, in der Gewalt und insbesondere geschlechtsspezifische Gewalt geächtet und strikt bekämpft wird“, führt Christann weiter aus.

Seit 2011 sind die umfangreichen Maßnahmen der Istanbul-Konvention bekannt, denn auch Deutschland hat die Konvention in Istanbul unterzeichnet. Ratifiziert wurde sie von Deutschland im Oktober 2017 und in Kraft ist sie als Bundesgesetz seit dem 1. Februar 2018; insbesondere ist sie in den Kommunen umzusetzen. Christann kritisiert: „Seit 2011 erleben wir, dass zwei verschiedene Frankfurter Koalitionen, erst „Schwarz-Grün“ und jetzt „Schwarz-Rot-Grün“, sich nicht um den Inhalt geschert haben. Eine verantwortungsvolle und vorausschauende Politik zur Prävention und strikter Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt kann ich bei den bisherigen Koalitionen der Stadt nicht erkennen.“

Warum haben die beiden letzten Koalitionen nicht die weitreichenden Maßnahmen der Konvention schon 2011 „pro-aktiv“ aufgenommen? Warum haben sie erst neun Jahre darauf gewartet, bis DIE LINKE Druck macht und immer wieder auf die zwingende Umsetzung der Kommunen hinweist? Warum wird abgewartet und die Verantwortung zum großen Teil auf das Land Hessen  – das herzlich wenig unter der schwarz-grünen Regierung zur Umsetzung der Konvention tut – und auf den Bund verlagert? 35 Millionen, welche die Bundesministerin Giffey u. a. für „Runde Tische“ oder mehr Frauenhausplätze bundesweit zur Verfügung stellt, sind viel zu wenig, zumal es auf allen föderalen Ebenen an einem Gesamtkonzept und den geforderten Koordinierungs- und Monitoringstellen fehlt.

Nun werden Stimmen laut, dass in den Zeiten harter Corona-Maßnahmen mit häuslicher Isolation die Not von Gewalt betroffener Frauen* und Mädchen* noch größer wird. Davon ist auch Christann überzeugt und führt weiter aus: „Es ist zu befürchten, dass bei den Corona-Maßnahmen mit dem weitgehenden Zwang, die nächsten Wochen und ggf. Monate zu Hause zu bleiben, in vielen Fällen die latent vorhandene Gewaltbereitschaft in die Tat umgesetzt wird. Es offenbart das Versagen auch der Frankfurter Koalitionen, welche die Umsetzung der Konvention bisher nicht in Angriff genommen haben. Zwar liegen die ersten Etatanträge vor und wurden in der Stadtverordnetenversammlung am 26.03.2020 verabschiedet. Jedoch ist jahrelang viel wertvolle Zeit verloren gegangen und die Etatanträge spiegeln nur einen Bruchteil des tatsächlichen Bedarfs wider. Erschwert wird die Situation noch von der katastrophalen Frankfurter Situation mit dem Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Frauen, die sich halbwegs wieder nach einer Gewaltsituation und Aufenthalt im Frauenhaus stabilisiert haben, möchten gerne wieder ausziehen, finden aber keinen bezahlbaren Wohnraum. Es ist schon seit längerem bekannt, dass die Frauenhäuser deshalb fast immer neue Frauen in Not abweisen müssen.“

Die Situation spitzt sich weiter zu, denn eventuell frei werdende Plätze können nicht mehr wegen des sozialen Abstandsgebots wieder belegt werden. Gemeinschaftsküchen und -bäder hindern die Bewohnerinnen jetzt schon daran, den nötigen Corona bedingten Abstand zu wahren. Forderungen, gerade in dieser Situation gewaltbetroffene Frauen* aufzunehmen und jeden Platz zu belegen, sind deswegen absurd.

Bei den aktuellen Anordnungen zum Schutz vor den Corona-Viren wurde nicht an eine Notstandsverordnung in Bezug auf das Gewaltschutzgesetz gedacht: Die Wegweisung eines Täters von der Wohnung von ein bis zwei Wochen reicht keinesfalls aus. Eine Forderung aus dem Frauenhaus ist, dass die Wegweisung mindestens acht Wochen betragen müsste; ggf. sogar länger. Nicht die von Gewalt betroffenen Frauen* und ihre Kinder sollen ihre Wohnung verlassen müssen, um in derzeit leerstehende Hotels zu gehen, sondern die Täter.

Christann fordert die Koalition aus CDU, SPD und Grünen auf, die Istanbul-Konvention strikt umzusetzen und sich nicht mehr darum herum zu mogeln , indem ein großer Teil der Verantwortung sowohl politisch als auch finanziell auf das Land oder den Bund abgeschoben wird.

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Marktmechanismen haben bei Corona-Pandemie versagt

Michael Müller, finanzpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE. im Römer, bewertet die aktuelle Situation in Frankfurt während der Corona-Pandemie.

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Sozialbindungen für 257 Wohnungen im Ostend erhalten

Am Montag sendeten Mieter*innen aus dem Ostend einen Hilferuf: Am Ende des Jahres 2020 werden 257 Sozialwohnungen in einem Gebäudekomplex an der Waldschmidtstraße aus der Preisbindung fallen. Die Mieten könnten dann um 15 Prozent steigen. Auf Nachfrage der Mieter*innen hatte der Vermieter bereits seine Absicht geäußert, die Möglichkeiten zur Mieterhöhungen voll auszuschöpfen. Dazu erklärt Eyup Yilmaz, wohnungspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE. im Römer:

„Der Stadtplanungsdezernent Mike Josef muss mehr tun als Gespräche mit dem Vermieter anzukündigen, die von vorneherein wenig Aussicht auf Erfolg haben.“ Es dürfe nicht wieder so enden wie bei der Zoopassage. In dem Komplex mit mehreren hundert Wohnungen, der ebenfalls im Ostend steht, seien die Sozialbindungen vor einem Jahr ausgelaufen. Die Bewohner*innen sahen sich schließlich wegen den darauf folgenden Mieterhöhungen reihenweise zum Auszug gezwungen. Auch dem Bindungsende in der Zoopassage waren Ankündigungen von Mike Josef vorausgegangen, Gespräche mit dem Vermieter suchen zu wollen. „Die Mieter*innen in der Zoopassage hatten bei den hohen Wohnungspreisen in Frankfurt keine Möglichkeit, eine Ersatzwohnung zu finden. Auch den Mieter*innen im Ostend wird es ähnlich ergehen, wenn das Auslaufen der Sozialbindungen nicht verhindert werden kann. Wir unterstützen daher die Forderungen der Mieter*innen-Initiative WWJ, dass die Bindungen der 257 Wohnungen erhalten bleiben! Gerade in der jetzigen unsicheren Situation soll niemand zusätzlich die Verdrängung aus der eigenen Wohnung fürchten“, so Yilmaz weiter.

Klare Forderungen richtet Yilmaz an Mike Josef: „Der Planungsdezernent muss die Instrumente nutzen, die ihm zur Verfügung stehen. Zum Beispiel müssen die Milieuschutzsatzungen ausgeweitet und umgesetzt werden. Diese schützen Mieter*innen effektiv vor Verdrängung.“ Die Bewohner*innen der betroffenen Häuser Waldschmidtstr. 41-45a, Wittelsbacherallee 16-26 und Jakob-Carl-Junior-Str. 2-8 hätten eine Ausweitung der für die Nachbarschaft geltende Milieuschutzsatzung bereits im Herbst 2019 gefordert. Hinzu komme der zu langsame Neubau von Sozialwohnungen, denn Josef setze bei den wenigen neu gebauten, geförderten Wohnungen auf das Mittelstandsprogramm. Yilmaz kritisierte, dass das für die Betroffenen kein Ersatz sei, denn während Sozialwohnungen für unter 6 Euro pro Quadratmeter vermietet werden, kosteten Wohnungen im Mittelstandsprogramm mindestens 8,50 Euro pro Quadratmeter. „Diese sogenannten ‚Mittelstandswohnungen‘ sind für viele Menschen zu teuer und für diejenigen, deren Wohnungen jetzt aus der Sozialbindung fallen, nicht leistbar“, so Yilmaz abschließend.

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Mietentscheid: Ablehnung ohne Diskussion ist der falsche Weg

Monatelang hat die Initiative Mietentscheid Frankfurt auf das Rechtsgutachten der Stadt Frankfurt zu dem Bürger*innen-Begehren gewartet. Nun soll das Begehren in der verkürzten Plenarsitzung am Donnerstag, den 26. März 2020 ohne weitere Diskussion von der Koalition aus CDU, SPD und Grünen abgelehnt werden. Dazu erklärt Eyup Yilmaz, wohnungspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE. im Römer:

„Die momentane Situation darf nicht dazu führen, dass direktdemokratische Initiativen einfach übergangen werden. Eine öffentliche Diskussion in der Stadtverordnetensammlung über den Mietentscheid muss möglich sein.“

DIE LINKE. im Römer plädiere dafür, den Tagesordnungspunkt bis zur nächsten vollwertigen Stadtverordnetenversammlung zurück zu stellen. Auch die Ortsbeiräte hätten bisher keine Zeit gehabt, über den Inhalt des Rechtsgutachtens zu diskutieren. Yilmaz weiter: „Die Schutzmaßnahmen des Parlaments sind richtig. Aber wichtige Diskussionen müssen trotzdem geführt werden.“

Gerade zeige sich, wohin die Wohnungspolitik der letzten Jahre führt, so Yilmaz: „In Frankfurt ist kein bezahlbarer Wohnraum da. Das war vor dem Ausbruch von Corona schon so – und jetzt betrifft es noch mehr Menschen, die aufgrund von Einkommensausfällen nicht mehr wissen, wie sie ihre Miete am Ende des Monats bezahlen sollen.“

Es müsse sofort gehandelt werden. „Der Mietentscheid schlägt unter anderem vor, die Miete bei der stadteigenen Wohnungsgesellschaft ABG für Mieter*innen zu senken, deren Einkommen sie dazu berechtigt, in einer geförderten Wohnung zu leben. Dieses Kriterium wird bei den derzeitigen Einkommensrückgängen auf immer mehr Menschen zutreffen. Die Forderungen des Mietentscheids sind damit ein Schritt auf dem Weg heraus aus der Mieten-Krise“, so Yilmaz abschließend.

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